Deutsche Dogge mit Kind

Wahnsinn. Wir sind tatsächlich mitten im fünften Jahr unserer Langzeitreise. Manchmal fragen wir uns immer noch selbst, wie es dazu kam und warum wir das überhaupt machen.

Die letzten Tage habe ich (André) ein paar Gedanken dazu gehabt und die möchte ich gerne mit euch teilen. Ich habe in diesem Artikel ja schon einmal darüber geschrieben, was so die Hintergründe unserer Reise sind. Doch beim Nachdenken der letzten Tage kamen noch einige weitere Faktoren hinzu, die mich zu diesem Beitrag veranlassen. Unsere Doggendame wird dieses Jahr (hoffentlich) ihren zehnten Geburtstag feiern. Keine Selbstverständlichkeit für einen so großen Hund. Und auch nicht nach unserem Drama auf Ibiza – der Artikel hierzu folgt noch, versprochen. Und irgendwie führte mich das zu diesem Artikel.

Das fünfte Jahr Langzeitreise

Also, warum Lebensretter Hund? Natürlich nicht  so, wie ihr jetzt vielleicht denkt. Als Such- und Rettungshund oder so. Sondern ganz anders:

Wir haben im Jahr 2005 entschieden, uns einen Hund anzuschaffen. Sicherlich nichts ungewöhnliches erstmal. Wie bei jedem anderen Hundebesitzer auch stellte sich sehr schnell die Frage nach der Organisation mit Arbeit und den unvermeidlichen Gassirunden. Wir haben, sind wir doch hoffentlich recht gute Hundeeltern, uns natürlich im Vorhinein sehr gut überlegt, wie wir es  bewerkstelligen können, dass der Hund seinen regelmäßigen Auslauf und Aufmerksamkeit bekommt. 

Hund vor LKW im Wald
Pluto

Pluto war der beste Hund, den man sich als Anfänger wünschen kann.

Angi war damals im Verkauf tätig und den ganzen Tag ausser Haus, das ging also nicht. Ich aber war selbstständig und konnte den Hund mit zu den Kunden nehmen. Perfekter geht es eigentlich nicht. Dachten wir. Meistens kommt’s ja anders und das mit den Kunden und der Selbstständigkeit war schneller wieder vorbei als wir uns das gewünscht hatten. Was also nun? Ein anderer Job für mich, Vollzeit, klar. Aber wohin mit dem armen Hund?

Die naheliegende Lösung waren, ich nenne sie mal „Hunderundenbeauftragte“ aus dem näheren Umfeld. Leider klappte auch das nicht besonders gut und es kam mehr als einmal vor, dass unser Hund sehr viel länger allein zu Hause war als wir das wollten. Dem Hund (er hieß übrigens Pluto) machte das wahrscheinlich gar nicht so viel aus, er war der beste Hund den man als Anfänger nur haben kann. Hat nie etwas zerstört oder zerkaut, ins Haus gemacht oder sonst irgendeinen Blödsinn angestellt. Aber uns passte das natürlich überhaupt nicht, schliesslich kann sich der Hund seine Besitzer nicht aussuchen. Diese Unzuverlässigkeit der Helfer sorgte dafür, dass eine neue, endgültige Lösung her musste. Und der Hund damit zu unserem Lebensretter.

Was will ich euch nun mit diesem Geschreibe sagen? Wir haben gemerkt, dass wir nur mit einer drastischen Verkürzung der Arbeitszeiten zum Ziel kommen werden. Pluto wieder abzugeben, ins Tierheim wo er herkam, das war ausgeschlossen. Eher hätten wir gehungert und nur noch ein Gehalt gehabt.

Ich selber hatte zu der Zeit schon einen neuen Job, war aber die ganze Woche über nicht zu Hause. Angi wollte im Verkauf nicht weitermachen, da bot es sich an, dass sie für einige Zeit zu Hause blieb und sich neu orientierte. Es folgten sehr glückliche Umstände und eine Selbstständigkeit, die sie bis heute ausführen kann. Das Beste daran: fast komplett freie Zeiteinteilung. Für die Hunde  – einige Zeit nach dem Start der Selbstständigkeit  ist unsere Doggendame Müsli dazugekommen – war das natürlich ideal. Und auch für uns selbst. Wir hatten mehr Zeit für das Haus, kamen gut mit der nötigen Sanierung desselben voran.

Über die Jahre wurde unser Lebensinhalt wieder erfüllter. Wir konnten viel für die Hunde da sein, so wie wir uns das mal erträumt hatten. Wir entdeckten sozusagen, was Lebensinhalt auch bedeuten kann. Nämlich sein Leben mit INHALT zu füllen. Nicht ausschliesslich seine Lebenszeit  für andere herzugeben um Geld zu verdienen. Kreativität ausleben, Träume haben, Träume wagen. Ein Stückchen der ganz großen Frage näher kommen: Was heißt es, zu leben. 

Warum tut man sich in unserer Gesellschaft  eigentlich ein so  eng vorgegebenes, gefühlt fremdbestimmtes Leben so oft an? Ganz häufig nur aus einem einzigen Grund: Risikominimierung. 

Wir alle wollen möglichst gut abgesichert sein, im Alltag aber ganz besonders auch im Alter. Einfach nur aus Bequemlichkeit. Dabei, und bei dem Versuch neben der Risikominimierung auch noch möglichst viel unnützen Ballast anzuhäufen, vergessen wir leider sehr oft das eigentliche Leben. Den Genuss. Den wirklichen Inhalt.

Auch hier haben uns die Hunde wohl unterbewusst eine wichtige Lehre mitgegeben: Lebe im Moment, so oft es geht. Versuche es zumindest. Ich muss gestehen, mir fällt es nach wie vor sehr schwer. Was aber leichter geworden ist: Loszulassen und nicht alles bis ins Kleinste zu planen. Dafür verzichten wir aber auch auf einiges an Sicherheit, Komfort und Bequemlichkeit. Jeden Tag, aber gerade auch  im Alter.

Und so passierte es, dass wir es wirklich ausprobieren wollten. Die maximale Freiheit. Nur die letzte Fessel, unser Haus hinderte uns daran. Der Verkauf war dann bald endgültig entschieden und was danach folgte, seht ihr ja hier.

Zwei Hunde sonnen sich im Wald
Pluto und Müsli

Aus der heutigen Perspektive, mit den intensiven Erfahrungen der letzten fünf Jahre muss man einfach sagen, dass die Hunde wahrscheinlich einen großen Anteil daran hatten, unser bisheriges Leben zu ändern und vor allem zu hinterfragen. Wieder zu leben. Nicht nur zu funktionieren. Wie dankbar wir dafür doch sind!

Uns ist klar, dass wir wirklich auch sehr viel Glück hatten und haben. Selbst die Unzuverlässigkeit der Helfer hatte ja irgendwie ihren Anteil. Uns ist auch klar, dass es wirklich Hunde gibt, die Leben retten, im physischen Sinne. Und dass die Überschrift etwas überspitzt ist. Dennoch glaube ich, dass sie ganz gut passt. Für uns jedenfalls.

Etwas Tolles kann entstehen

Wenn ihr euch traut, eingeschlagene Wege zu hinterfragen, Unbekanntes zu entdecken und ihr den Mut habt, euch weiterentwickeln zu wollen, dann kann etwas wirklich Tolles dabei entstehen. Auch wenn ihr es vorher noch gar nicht erkennt. 

Danke Pluto. Danke Müsli. Wir lieben euch!

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