…oder doch nicht? Ein Statusupdate.

Chefchaouen. Alle(s) blau.

Wüste. Stille. Einsamkeit. Ankommen in der Reise. Rückblick:

Vielleicht habt ihr es schon gemerkt: wir sind mit den Videos ziemlich im Verzug, seit Spanien kamen wir nicht mehr dazu. Den Grund und ein paar persönliche Gedanken zum aktuellen Reisestatus erfahrt ihr in diesem Zwischenbericht.

Alles anders

Ich weiss nicht, was man erwarten soll, wenn man Europa verlässt. Dreck, Müll, Armut? „Komische“ Menschen mit „komischen“ Ansichten? Die absolute Freiheit, weil nicht mehr so dicht besiedelt? Keine Ahnung, aber das habe ich sicherlich nicht erwartet. Und es kam natürlich auch nicht so. Aber: die Einreise nach Marokko war für uns (besonders für mich, André) ein wirklicher Kulturschock. Es fühlte sich richtig merkwürdig an, beklemmend auf eine Art. Nicht die tolle „Vanlife-Freiheit“, von der immer alle schwärmen.

Ich hatte wirklich zu kämpfen in den ersten paar Tagen, ganz ehrlich. Ich würde sogar fast sagen, dass ich kurz überlegt habe umzukehren. Was für uns ja auch stets und immer eine Option ist und war. Trotzdem war es gut das nicht zu tun und sich auf das Land einzulassen.

Es gab bei der Einreise zwar ein paar Dinge die chaotisch liefen und genervt haben, aber alle waren sehr freundlich und zuvorkommend und gaben keinen Anlass sich nicht wohl zu fühlen. Auch bei der ersten Übernachtung, freistehend an einem Stausee, haben wir einen sehr sehr freundlichen Ziegenhirten getroffen, kurz gefragt ob es okay für ihn ist dort zu stehen, alles war in bester Ordnung und viel entspannter als man es sich vorstellen kann.

Gleich am zweiten Tag waren wir in Chefchaouen, der blauen Stadt. Diese ist eigentlich bekannt dafür, einen ruhigen und entspannten Einstieg in das Land geben zu können, da die Händler nicht so aufdringlich sind. Und das waren sie auch wirklich nicht. Dafür aber die Haschischverkäufer. Alles nicht weiter schlimm, aber das Schlendern durch die engen Gassen war trotzdem ein Erlebnis für sich. Einfach komplett anders, Gerüche, die (laute) Sprache der Einheimischen, Farben, die gesamte Stimmung. Wohlfühlen geht anders. Wieder nur für mich persönlich gesprochen, natürlich.

Armut live

Der Start im Land führt einem aber ab der ersten Sekunde eines wirklich klar vor Augen: Marokko ist, obwohl schon eines der reichsten Länder in Afrika, einfach sehr sehr arm. In den ersten Straßen nach der Fähre, wir sind gleich kleine Nebenstrassen und nicht die Autobahn gefahren, herrscht die pure Armut. Ganz klar, das Straßenbild gehört auch einfach zu Afrika, alles Leben findet auf der Straße statt. Autoreparaturen, Metzgerei, Cafés, alles ist ohne Trennung zum Autoverkehr direkt an und auf der Straße. Ziemlich chaotisch für unerfahrene Reisende wie uns. Und eben auch dreckig.

Der Punkt ist, dass es das eine ist, diese Bilder nur von Instagram, Fernsehen, Internet oder sonstwie aus dritter Hand zu sehen, aber etwas VOLLKOMMEN anderes, das live zu erleben. Es war wirklich sehr anstrengend, und man muss erst lernen, einiges bewusst zu filtern. Ich habe mehrere Tage intensiv darüber nachgedacht, wie ich dazu stehe und wie es weitergeht. Zeit hat man bei den Entfernungen in Marokko ja genug 🙂

Ich denke ein Grund für das Unbehagen liegt einfach darin, dass wir absolut reiseunerfahren sind und niemals auch nur einen Ansatz von einem ärmeren Land kennengelernt haben. Das kostet am Anfang einfach Kraft, lässt aber auch die Chance, sich dem Ganzen trotzdem offen entgegenzustellen.

Geschäfte machen

Wir haben uns mittlerweile ein bisschen eingegrooved, sind ein Stückweit angekommen im Land. Wird es eines unserer Favoritenländer? Ich denke nicht, bisher jedenfalls. Aber es ist ja auch noch sehr früh. Was aktuell noch wirklich stört ist die Geschäftstüchtigkeit der Marokkaner. Es ist schlicht nicht möglich, sich einfach nur mit einem Einheimischen zu unterhalten, ohne dass man ständig denkt: „warte, warte, der will dir gleich was aufquatschen“. Und das finde ich, bei allem Verständnis, wirklich sehr sehr schade. Denn so vergeht einem regelrecht die Lust, sich richtig auf Land und Leute einzulassen, mal eine Einladung zum Tee anzunehmen oder dergleichen. Genauso beim Einkauf. Ständig hat man im Hinterkopf, dass man über den Tisch gezogen werden könnte. Anstrengend. Schade.

Wie geht es nun weiter? Videos kommen, versprochen. Aktuell lagen wir alle drei aber mit Grippe flach, da kamen wir eh zu nichts. Aber es geht bald weiter damit. Geht die Reise in Afrika weiter? Aktuell ja. Wir stehen mit ein paar Leuten in Kontakt, die evtl mit uns zusammen die Grenze zu Mauretanien bewältigen wollen, für den Wohlfühlfaktor ist das als Reiseänfänger wie uns eine echte Hilfe. Und dann sehen wir Schritt für Schritt weiter. Wie immer eigentlich.


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