OFFROADEMPFEHLUNG

Auf dem Schmuggelpfad nach Andorra

Auf der Hauptstrasse von Spanien nach Andorra kann jeder. Auf dem Schmuggelpfad natürlich auch, macht aber nicht jeder. Wir schon!

Wer in den Pyrenäen unterwegs ist, kommt früher oder später bei seiner Recherche oder auch beim Besuch der zahlreichen Nationalparks im Grenzgebiet von Spanien und Frankreich mit den vielen alten Schmuggelstrecken in Berührung.

Teils viele Jahrhunderte alte Strecken führen auf verschlungenen Pfaden durch schwer zugängliche Bereiche der Pyrenäen um in Abhängigkeit von der jeweiligen politischen Situation allerlei Waren und Güter illegal über die Grenze(n) schmuggeln zu können. 

 

Ab in die Berge.

Ein ebensolcher Schmuggelpfad führt von Spanien nach Andorra. Berüchtigt und berühmt ist diese Strecke zudem durch die Geschichten welche sich um das spanische Dorf „Tor“ ranken. Es gibt sogar ein Buch über die Geschichten(n) des kleinen Ortes: „Tor. Das verfluchte Dorf“ von Carles Porta. 

Das schöne an dieser Strecke ist, dass sie auch heute noch mit dem Auto befahren werden kann und darf, im Gegensatz zu vielen anderen Routen. Diese sind oft nur (noch) für Wanderer und Radfahrer zugänglich oder so schmal, dass kein LKW hindurch passt.

Wir haben uns nach unserer Runde durch den Nationalpark Caça de Bourmort dazu entschlossen, den kleinen Umweg zu fahren und die alte Schmugglerroute nach Andorra zu nehmen.

„Berüchtigt und berühmt ist diese Strecke zudem durch die Geschichten welche sich um das spanische Dorf „Tor“ ranken.“

Die Anfahrt zu der Piste ist auf vielerlei Weisen möglich, der Start ist eigentlich im Dorf „Alins“. Dort führt bei einem Hotel ein kleiner Weg rechts ab, dieser ist zunächst noch betoniert, aber dennoch schon sehr eng. Auch sind bald die Bäume so tief, dass man meint man würde mit einem LKW nicht weiterkommen, die Sorge ist aber unbegründet. Der betonierten Straße folgt man nun bis man in den kleinen Ort „Tor“ kommt. Schon kurz vorher ist Schluß mit Beton und Asphalt, es geht über einen sehr holprigen Gebirgsweg weiter. Der Ort sieht aus wie vor 200 Jahren, wirklich sehr interessant wie die Menschen bis heute in einer solchen Umgebung leben. 

Kurz nach dem Weiler kommt eine kleine und nicht sehr vertrauenerweckende Brücke, von der ein Weg nach links weiter führt. Man kann diesen wohl auch fahren, wir waren uns aber unsicher und sind geradeaus gefahren. Wer die Route nach Andorra in sein Navi eingegeben hat, wird vielleicht nach links geschickt, bei genauer Betrachtung zeigt sich aber, dass der Weg geradeaus auch wieder auf den vom Navi vorgeschlagenen zurückführt. 

Uns jedenfalls sah die Brücke zu klapprig für unseren LKW aus und so ging es geradeaus weiter durch eine atemberaubende Landschaft. Immer höher schraubt sich die kleine Straße, Gegenverkehr ist möglich, aber selten. Meistens sind es Motorradfahrer, für diese findet man eigentlich immer eine Möglichkeit zum ausweichen.

Nach wenigen Kilometern sieht man in einer Spitzkehre den Fluß „Ríu de la Rabassa“ auf sich zukommen, dieser wird hier durchfahren. Als wir Mitte Juni dort entlangkamen, führte er nur recht wenig Wasser und es ist kein Problem dort zu queren.

Nach einigen weiteren Kehren die manchmal auch ein kurzes Rangieren erfordern, kommt man bald wieder auf die alternative Strecke. Die Höhe beträgt mittlerweile etwa 1700m, übrigens kommt es einem gar nicht so viel vor. Man bemerkt aufgrund der sehr rumpeligen Piste kaum, dass man hochfährt. Die Aussicht und der Weitblick sind im Gegensatz dazu wirklich gigantisch und so kommt man ständig in Versuchung, noch ein Foto mehr zu machen.

An dem Punkt wo die Strecken sich wieder vereinen (Rechtskehre), gibt es eine weitläufige Fläche die sich gut für eine ausgiebige Mittagspause eignet. Überall laufen Pferde frei herum, deshalb sollte man seinen eventuell vorhandenen Hund anleinen. Wanderwege und auch viele weitere mit dem Auto befahrbare Wege finden sich hier zuhauf.

Der weitere Pistenverlauf ist sehr felsig und hat uns teilweise stark an die Verhältnisse im Niemandsland zwischen Mauretanien und Marokko erinnert. Doch bald ist es geschafft und man hat den Gipfel erreicht, dieser liegt auf immerhin 2300m Höhe. Auch deshalb ist es von Vorteil, diese Strecke nur ab Juni zu befahren. Eine Woche zuvor, wir standen noch an einem Stausee in La Pobla de Segur, gab es dort oben noch Neuschnee. Die Piste ist zwar fast immer „nur“ felsig, aber auch einige lehmige Abschnitte finden sich darin und die ausgefahrenen Spuren zeugen davon, wie schmierig und rutschig die Piste dann werden kann.

Auf andorranischer Seite geht es dann sofort auf Asphalt weiter. Aber: die Strasse ist auf einem etwa 7km langen Stück scheinbar eigentlich gesperrt, oder das Befahren geschieht auf eigene Gefahr, so genau haben wir dass nicht herausbekommen. Wir haben es trotzdem gewagt, denn diesen ganzen Holperweg zurück wollten wir uns nicht antun. Es gab keine Kontrolle und auch sonst kein Problem, warum die Straße gesperrt sein soll konnten wir uns nicht erklären.

Hier noch einige Eckdaten zur Route:

  • Strecke Offroad, einfach: ca 12 km
  • Startpunkt: Alins oder von einer größeren Straße Llavorsí
  • Endpunkt Grenzübergang nach Andorra, Port de Cabús
  • Höchster Punkt: ca. 2300m
  • Befahrbarkeit: auch bei Regen möglich, 4×4 aber dann Pflicht. Auch sonst nur mit Allrad empfohlen, vor allem Bodenfreiheit erforderlich. Für fast alle Fahrzeuggrößen geeignet, LKW bis ca 8,50m Länge (Spitzkehren), 3,60m Höhe (Äste & Bäume), Radstand bis 4,20m, sonst rangieren erforderlich.
  • Nur im Sommer empfohlen, wegen Schnee.
  • ACHTUNG: die asphaltierte Straße auf andorranischer Seite ist wohl gesperrt. Kann aber problemlos befahren werden. VERMUTUNG: Steinschlaggefahr. 

In Andorra selbst haben wir dann nur einen Tag verbracht, uns war es dort insgesamt zu überlaufen. Das Land ist sehr touristisch und besonders der Grenzverkehr wegen des günstigen Alkohols und der Zigaretten machen sich bemerkbar.

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