ROUTENEMPFEHLUNG
Schlucht von Verdon & Route des Crêtes
Die Schlucht von Verdon, wer hat noch nicht von ihr gehört. Eine der tiefsten Schluchten Europas, kristallklares, knallblaues Wasser, traumhafte Berglandschaft – und: Lavendelfelder direkt nebenan.
Die Region in der französischen Provence ist auf jeden Fall ein echtes Highlight und sollte unbedingt besucht werden, auch wenn es ein wirkliches Touristenziel ist und dementsprechend voll sein kann.
Da wir fast nie besonders viel planen, ergab sich unsere Route mehr zufällig und das war gut so. Fanden wir so doch tolle kleine Nebenstraßen, immer wieder gesäumt von blühenden Lavendelfeldern und auch eine wundervolle Offroadstrecke!
Begonnen haben wir unsere Runde nicht am großen Lac de Sainte Croix, welcher der bekannteste unter den vielen Stauseen der Region sein dürfte, sondern am viel kleineren Lac de Saint Laurent. Dort haben wir 3 Tage mit Baden, Stand up Paddeln und Hundeschwimmübungen verbracht, bevor es nördlich um den großen Hauptsee Saint Croix weiter zur eigentlichen Schlucht ging,
Über Sainte Croix du Verdon und Moustiers-Sainte-Marie fahren wir weiter nach La Palud Sur Verdon. Von dort aus startet ein Rundkurs, die „Route des Crêtes“. Ein traumhafter Abschnitt, wo man alle paar hundert Meter aussteigen möchte (und auch kann!) um zu staunen, zu fotografieren und sprachlos dazustehen ob der Naturgewalten, welche diese Kulisse gezaubert haben. Immer wieder hat man tolle Ausblicke hinunter zur Schlucht, wo sich der Verdon seinen Weg bahnt.
Mit knapp 14km ist die Strecke nicht besonders lang, sollte aber unbedingt mit eingeplant werden, wenn man einmal dort ist. Da wir mit unserem Hund sowieso die meisten Wanderwege zur Schlucht hinunter nicht gehen dürfen und wollen (auch wegen der hohen Temperaturen während unseres Besuchs), hat uns das als Ausgleich völlig genügt.
„Uns ja egal, wir haben schliesslich Allrad.“
Wichtig: der Kurs sollte unbedingt IM UHRZEIGERSINN gefahren werden, denn ein kurzes Stück etwa in der Mitte ist eine Einbahnstrasse und man müsste sonst umkehren.
Jetzt kam gleich das nächste Highlight, und zwar völlig ungeplant. Unser Weg sollte uns nach Norden, nach Digne les Bains führen. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Zwei Wege führen quasi aussen am Nationalpark Verdon vorbei, einer führt mitten durch. Und den nehmen wir natürlich. Ohne zu wissen, was da tolles auf uns wartet.
Es folgt zunächst eine ganz normale schmale Teerstraße (die D123), erlaubt bis 12 Tonnen. Nach und nach wird diese immer windiger, Rangieren ist bei den vielen Spitzkehren mehrmals nötig, aber das ist oft auch unserem Radstand geschuldet, 20cm weniger können da schon entscheidend sein. Nach einigen Kilometern (die Straße ist mittlerweile die D17) geht der Weg dann in eine Schotterstraße über, angekündigt durch ein Schild. Sinngemäß weist selbiges darauf hin, dass es zwar eine öffentliche Straße ist, aber man nicht für die Befahrbarkeit garantieren kann. Vor allem bei Schnee und Unwettern. Uns ja egal, wir haben schliesslich Allrad und Bodenfreiheit.
Auf Schotterstraße durch den Wald
Es zeigt sich, dass es eigentlich eine ganz normale Waldautobahn ist, ein gut geschotterter Forstweg also. Nicht schwierig zu befahren, aber wunderschön gelegen, immer wieder wechselt sich der dichte Wald mit freier Aussicht auf die schroffer werdenden Berge ab. Viele Ginsterbüsche und andere blühende Pflanzen runden das Bild farbenfroh ab. Der Weg ist absolut gut zu fahren, es gibt hin und wieder ein paar fiese steinige Stellen, ein paar Schlaglöcher, aber nichts was besonders anspruchsvoll wäre. Nach unserer Meinung auch ohne Allrad bequem zu fahren, Bodenfreiheit sollte aber schon vorhanden sein.
Übernachtungsmöglichkeiten finden sich hier zuhauf, so kann man je nach Startpunkt die Tage ganz entspannt gestalten und hat herrliche Ruhe im Wald. Ausser einem Mountainbiker und einem Pickup ist uns niemand begegnet. Auch wir haben eine Nacht im Wald verbracht, um den Tag nicht so lang werden zu lassen. Übrigens ist auch Wassertanken an einer großen Lichtung möglich, dort führt ein kleiner Gebirgsbach entlang welcher gut mit dem Auto zu erreichen ist.
Über enge Straßen dem Ziel entgegen
Kurz vor dem Ort Majastres haben wir dann wieder Asphalt unter den Rädern. Ein Blick zurück verrät uns, dass wir dort wohl eigentlich nicht langgedurft hätten – gesperrt für über 3,5 Tonnen und Wohnwagen – nanu? Egal, aus unserer Richtung war ja alles erlaubt. Vermutlich soll nicht die ganze Holzabfuhr durch den kleinen Ort rumpeln, das war jedenfalls unsere Erklärung. Doch der Spaß geht noch weiter. Einige Kurven, Kilometer und Spitzkehren später, entlang der schön geformten Bergkette, wird die Straße dann plötzlich für den LKW noch einmal richtig eng. Es warten mehrere Felsüberhänge, welche sehr präzises Fahren bezüglich der Abstände nach oben als auch zur Seite erfordern. Ausweichstellen gibt es übrigens auch welche, aber an diesem Abschnitt nicht gerade zahlreich.
Hier hätte unser Laster nicht größer sein dürfen, ausgeschildert war aber nichts. Nach unserer Meinung sind aber knapp 4 Meter Radstand, 3,70 meter Höhe, 2,30 Meter Breite und 8,50 Meter Gesamtlänge auf dieser Route insgesamt das höchste der Gefühle. Bei dem letzten Abschnitt mit den Felsüberhängen waren wir auch das erste mal froh, dass der Koffer und das Fahrerhaus nur 2,20 Meter breit sind. Natürlich ist der Laster insgesamt (also an den Rädern/Kotflügeln) trotzdem 2,50 Meter breit, aber so hatten wir oben am Felsen doch noch etwas mehr Luft, ob das mit breiterem Koffer so einfach geklappt hätte möchte ich bezweifeln. Möglich vielleicht, aber mit deutlich mehr Schweiss im Gesicht.
Hier noch einige Eckdaten zur Route:
- Strecke gesamt: ca 114km (2 Tage)
- Strecke Offroad ca. 12km
- Startpunkt: Saint-Laurent-du-Verdon
- Endpunkt: Mézel oder im weiteren Verlauf Digne-les-Bains
- Höchster Punkt: ca. 1500m
- Befahrbarkeit: auch bei Regen problemlos möglich. Allrad kein Muss, genügend Bodenfreiheit aber erforderlich. Für fast alle Fahrzeuggrößen geeignet, LKW bis ca 8,50m Länge (Spitzkehren), 3,60m Höhe (Felsüberhänge!), Radstand bis 4,0m, sonst an einigen Stellen kein Vorbeikommen, an einigen engen Kehren vor kleinen Brücken zum Beispiel.
Insgesamt eine tolle Option, um den Touristenströmen an der Schlucht selbst ein wenig aus dem Weg zu gehen. Auch wenn wir nur zwei Tage gebraucht haben, allein an dem Rundkurs könnte man sich mindestens einen vollen Tag aufhalten und auch danach gibt es immer wieder Gelegenheiten zu tollen Wanderungen. Vorher natürlich sowieso, kann man doch die bekannten Abstiege an der Schlucht auskundschaften. Deshalb ist natürlich (wie immer) auch ein viel längerer Aufenthalt lohnenswert!
Impressionen