Fertig. Also annähernd jedenfalls. Grund genug, mal die vielen Gedanken zu sortieren, die während eines solchen Projektes entstehen, daher schreibe ich euch hier einen ganz persönlichen Erfahrungsbericht, einfach so, weil ich gerade Lust habe zu schreiben. Ich habe mir oft die Frage gestellt, was ich hier eigentlich mache. Keine Ahnung von irgendetwas, kaum handwerklich begabt, eigentlich wie bei jedem viel zu wenig Zeit für eine solche Aufgabe und dennoch habe ich es einfach gemacht.

Aber der Reihe nach. Der Grund für einen Selbstbau ist so verschieden, wie die Ausbauten selbst es sind. Bei uns war es unter anderem die Tatsache, dass unser „normales“ Wohnmobil zu klein und vor allem für das geringe Alter was es hatte viel zu vergammelt war. Ich dachte mir „das kann nicht sein, dass ein Fahrzeug was so viel Geld kostet und zum Reisen und Wohnen gedacht ist, nach so kurzer Dauer schon komplett saniert werden muss“. Und dann kam folgerichtig der Gedanke „das kannst du selber auch, und wenn dann was nicht funktioniert oder hässlich ist, warst du es wenigstens selbst“. Also: ein Selbstbau kann sich schon deshalb lohnen, weil ich die Qualität selbst bestimmen kann. Hätten wir also einen Grund.

Doch womit soll man anfangen, wenn man zwei linke Hände hat? Im Grunde ist es ganz einfach, man muss nur überhaupt anfangen. Daran hapert es nämlich meist. Oft kommt dann die Aussage, dass es nicht hübsch genug wird, fehlende Begabung, wird nie fertig und so weiter. Aber das ist doch alles egal! Wart ihr schon einmal auf einem Treffen, wo es selbst(aus)gebaute Wohnmobile gibt? Nein? Macht das mal, und ihr werdet feststellen, dass ein ganz großer Teil der Fahrzeuge nicht fertig ist. Einige sehen auch nicht besonders professionell gearbeitet aus, und da schliesse ich unseres definitiv mit ein. Aber darum geht es nicht. Was zählt ist die Tatsache, dass man es tatsächlich selbst geschaffen hat, und wenn man die erste Zeit nur ein Bett und eine Kiste für Klamotten verbaut hat, was soll’s? Ihr könnt verreisen und habt euer eigenes rollbares Heim dabei, was gibt es schöneres? Ich habe oft genug gedacht „maaan, wieso ist das Brett jetzt wieder so schief, wieso ist die Schraube abgerissen, wieso hält dieser Käse hier wieder nicht….“ alles Wurscht. Einfach anfangen, man braucht nicht einmal besonders viel Werkzeug. Kleines Beispiel? Ich habe den kompletten Ausbau ohne Tischkreissäge gemacht. Geht auch mit Stichsäge und Handkreissäge. Sicherlich nicht optimal, aber es geht. Was ich sagen möchte: man wächst an den Aufgaben. Es muss doch nicht immer das Super-Luxus-Traummobil der 1 Million Euro Klasse sein. Wer gelernter Tischler/Schreiner/Holzwurm ist: umso besser, der Innenausbau wird bestimmt klasse. Aber dafür hapert es wahrscheinlich an der Elektrik. Zum Beispiel. Ihr seht was ich meine: realistische Ziele setzen und vor allem die eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzen, dann klappt das auch. Eine ganz persönliche Anmerkung noch: ich selbst habe enorme Probleme, kreative Lösungen zu finden. Beispiel Treppenpodest und dessen Befestigung: alles im Internet abgeschaut, ich hätte mir das niemals selbst ausdenken können. Zusammenbraten ja (und ich habe schweissen nie gelernt!!!), ausdenken: never ever. Aber genau da haben wir den nächsten lohnenswerten Punkt: je länger man baut und sich mit den eintausend kleinen Problemen beschäftigt, desto kreativer wird man. Und das macht enorm viel Spaß. Und Stolz!

 

Alles schön und gut, aber fertig kaufen ist ja viel einfacher. Ja, ist es. Und langweilig. So langweilig wie Fensterputzen. Kaufen kann jeder, so er es sich leisten kann und möchte. Ein unschlagbarer Vorteil am Selbstbau ist aber, dass man nicht alles sofort fertig haben muss. Und genau das macht es so spannend: Einfach nur ganz wenig einbauen (siehe Bett und Kleiderkiste), losfahren, testen. Denn genau dann erkennt man, was man haben möchte und wo man es haben möchte. Küche links oder rechts, oder doch hinten? Sitzgruppe als „L“ oder gegenüberliegend, habe ich Lust auf täglichen Bettenbau oder soll es auf jeden Fall ein festes sein? All diese Dinge sind bei einem Kauf vorgegeben und nicht mehr so einfach zu ändern. Nun sagt ihr vielleicht „alles richtig, aber ich reise seit 30 Jahren mit dem Wohnmobil und weiss was ich brauche“. Kann sein. Kann sich aber auch ändern. Wir selbst haben drei „normale“ Wohnmobile und drei Wohnwagen hinter uns, und glaubt mir eins: es nervt immer irgendwas, den perfekten Grundriss gibt es so gut wie nicht. Und wenn es ihn gibt, ist er nicht bezahlbar. Baut man nun aber selbst aus und stellt nach der dritten Testfahrt und dem vierten gebauten Schrank fest, dass es doch nicht so ganz passt, kann man es hervorragend ändern, jedenfalls deutlich leichter als bei einem fertigen Mobil. Und selbst wenn man alles nicht mehr sehen mag: Ihr wisst ganz genau (okay, ein bisschen Dokumentation vorausgesetzt), wo sich was befindet und wie ihr es gebaut habt. Neubau, Sanierung oder einfacher Umbau sind damit ein relativ kleines Problem. Versucht diesen Spaß mal bei einem fertigen Mobil! Auch deshalb lohnt sich ein Selbstbau also: ihr wisst einfach Bescheid, was ihr angestellt habt.

Bevor es aber in den nächsten Artikeln noch tiefer in die Materie geht, noch ein Hinweis. Bei allem Enthusiasmus, bleibt wirklich realistisch. Sicherheitsrelevante Dinge sollten nicht selbst gebaut werden, wenn man es nicht wirklich kann. Und mit wirklich meine ich wirklich. Es geht auch nicht darum es nicht zu dürfen, sondern wirklich um das Können und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Ein Beispiel: der Zwischenrahmen. Gut, das betrifft nicht jeden, wer einen kleinen Bus umbaut kann diesen Abschnitt jetzt überfliegen. Aber: ich kann Dinge zusammenbraten, wie ich weiter oben bereits schrieb. Mal schlechter und echt hässlich, mal besser und schöner. Halten tut bisher alles. Aber den Zwischenrahmen, und bei uns ist es nur ein federgelagerter, also nichts besonders anspruchsvolles, den habe ich mir einfach nicht zugetraut. Denn der MUSS halten, sonst ist der ganze Aufbau futsch. Und bei den Materialstärken hätten meine Schweisskünste und spätestens das Schweissgerät komplett versagt, also haben wir diese Aufgabe abgegeben. Genauso den Rahmen für die Verlängerung, ich kann erstens kein Alu schweissen, und selbst wenn ich es könnte, wäre es krumm und schief geworden. Ich denke man kann rauslesen was ich meine: Man muss nicht alles können. Ein weiser Mann sagte mal zu mir: Man muss nur wissen, wo es steht. Und genau das trifft meist auch zu. Wie gesagt, bei sicherheitsrelevanten Dingen, lieber machen lassen. Aber sonst: traut euch einfach!

 

 

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