Gesundheit!

Rückblick:

Also wie können Sie denn mit einem kleinen Kind, noch dazu blond und blauäugig nach Afrika reisen wollen? Und Sie wissen auch, dass Sie in ein Malariagebiet reisen? Das sollten Sie lieber nicht tun, ich bin zwar Reisemediziner, aber das geht doch nicht……

ein Arzt im Landkreis Celle

So in etwa begann unser erster Versuch, Informationen zu den benötigten Impfungen für Afrika zu bekommen. Der Arzt war ein Allgemeinmediziner mit reisemedizinischer Zusatzausbildung. Am Ende des Gespräches waren wir sehr viel unsicherer als vorher und vor allem kein Stück schlauer. Pluspunkt für den Arzt: er hat wenigstens zugegeben, dass ihm die Beratung zu heikel ist und wir uns lieber an das Tropeninstitut wenden sollen.

Das Thema ist sicherlich eines der schwierigsten und streitbarsten in einer Reisevorbereitung. Damit euch dieselbe aber vielleicht ein bisschen leichter fällt und ihr vor allem seht, dass ihr euch nicht verunsichern lassen solltet, gibt es in diesem Artikel den „Werdegang“ zu unseren Impfungen, warum wir welche genommen haben und andere nicht, und was die Krankenkasse dazu sagt.

Der Vollständigkeit halber muss ich erwähnen, dass dies keine Beratung sein soll, ich kein Mediziner oder Apotheker bin und das Wissen zu diesem Artikel nur aus unseren Erfahrungen und selbst angeeigneten Informationen besteht. Sucht also bitte IMMER einen für euch passenden und kompetent erscheinenden Arzt auf und verlasst euch nicht auf das Internet!

Impfreaktion.

Die Grundlagen (Vorhandene Impfungen)

„Wo ist überhaupt der Impfausweis?“ – „Keine Ahnung, musst du doch wissen, ist ja deiner!“ 

Ein Gespräch zwischen Angi und mir, als ich meinen Ausweis gesucht habe. Ich hatte keinen. Schon seit dem Ende meiner Bundeswehrzeit nicht mehr. Ich wusste das auch, bisher war es mir aber egal, wie lange ich schon nicht mehr geimpft worden bin. Geht wahrscheinlich vielen anderen auch so, und siehe da, wir leben immer noch. Trotzdem war ich theoretisch komplett ungeimpft.

Angi hatte ihren Ausweis zwar noch, war aber auch schon mehr als überfällig mit den Auffrischungen, also auch ungeimpft.

Blieb noch Romy. Die war ja neu, also frisch geimpft, wie man das bei Kindern halt so macht. Ganz so einfach lief es aber nicht, wir hatten schon vor der Geburt einige Diskussionen dazu, ob überhaupt, wenn ja welche und warum geimpft werden soll. Wir sind zwar keine ausgesprochenen Impfgegner, aber ein wenig skeptisch waren wir doch.

Am Ende war es so, das Romy „nur“ die 6-fach Kombiimpfung erhielt und zusätzlich eine Immunisierung gegen Meningokokken (ACWY), denn wir wussten bei ihrer Geburt ja schon, dass wir verreisen werden und der Erreger der Gruppe „A“ ist in Afrika eben vorhanden und in Europa nicht. 

Prophylaxe.

Die Beratung

Der erste Versuch war ein absoluter Reinfall, das habe ich oben ja schon angedeutet. Es folgten viele weitere Stunden des Recherchierens, ich hasse es nämlich, mich blind auf die Meinung eines Arztes verlassen zu müssen. Hätten wir das getan, würden wir Afrika wahrscheinlich ganz von der Liste streichen. Und Asien. Und überhaupt alles „exotische“. Am besten gleich hier bleiben.

Der Zufall ergab dann, dass unsere Kinderärztin auch Reisemedizinerin ist und eine Gelbfieberimpfstelle hat. Und es kam noch besser: sie hat regelmäßig mit Entwicklungshelfern zu tun und muss diese auch vorbereiten. Die Krönung: Sie hat selbst schon in der Entwicklungshilfe gearbeitet und mehrere Afrikareisen hinter sich. Perfekt!

Es folgte eine sehr ausführliche Beratung die den Namen auch verdiente, wir fühlten uns wieder bestärkt und nicht mehr ganz so naiv wie bei dem anderen Arzt und auch wunderbar vorbereitet. Die Beratungsgespräche sind übrigens nicht umsonst, aber auch nicht sehr teuer (ca. 15€/Person meine ich). Was ich mittlerweile auch schon mehrfach gehört habe, im persönlichen Gespräch versteht sich: die Beratungen zu Reisemedizin in den Globetrotter-Märkten sollen ebenfalls ausgesprochen gut sein.

Impfen.

Der Impfmarathon

Ich habe es nicht mehr im Kopf. Aber es waren einige Termine, einiger organisatorischer Aufwand um den Überblick zu behalten und viele viele Rezepte. Die Apotheke hat glücklicherweise ganze Arbeit geleistet und uns sehr gut unterstützt. 

Begonnen haben wir mit der Gelbfieberimpfung in Kombination mit der Auffrischung von Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Polio (bei André). Angi war leider erkältet, daher muss sie diese noch nachholen. 

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, sich vorher genug Zeit zu nehmen, um genau diese Fälle von Krankheit auffangen zu können. Die Ärztin war auch sehr froh, dass wir uns so rechtzeitig damit befasst haben, denn man kann zwar theoretisch fast alle diese Impfungen sehr kurz nacheinander geben, aber schön ist das mit Sicherheit nicht! Konkret hiess das bei uns: wir haben fast 6 Monate vor der geplanten Abreise begonnen!

Knapp acht Wochen nach der Gelbfieberimpfung war dann die Tollwut an der Reihe. Hier gibt es 3 Termine die eingehalten werden müssen, diese sind in relativ kurzem Abstand von 1-2 Wochen. André & Angi haben bei dem 2. Termin noch Hepatitis A in den anderen Arm bekommen, Romy nichts. Am letzten Termin der Tollwut gab es dann zur besonderen Belustigung für André & Angi noch die Meningokokken ACWY und für Romy Hepatitis A in den anderen Arm. Wäre ja sonst auch langweilig 😉

Eigentlich ganz einfach, oder?

Reisen.

Die Entscheidungen

Ganz klar, die Entscheidung für oder gegen eine Impfung ist immer schwierig. Es gibt aber einen großen Vorteil: man kommt heute sehr leicht an Informationen und so muss man sich nicht blind auf das verlassen, „was schon immer so gemacht wurde“. Besonders mit einem Kind wird das Ganze noch ein bisschen pikanter, denn ein Kind kann nicht selbst entscheiden. Und jede Impfung birgt auch immer ein Risiko! Daher sollte man sich wirklich gut und intensiv mit dem Thema auseinandersetzen, auch wenn es unbequem ist. Wir haben es wie so oft nach der Devise „Kopf einschalten, Menschenverstand benutzen“ gehalten und sind damit ganz gut gefahren.

Um euch einen endgültigen Überblick zu geben, welche Impfungen für uns in Frage kamen und für welche wir uns entschieden haben, hier eine kleine Tabelle:

Krankheit:Anmerkungen:
GelbfieberIst Pflicht bei Einreise in viele Länder.
Daher gab es hier keine andere Option als zu impfen. Vorteil: der Impfschutz hält ein Leben lang
Meningokokken-Meningitis (ACWY)Da wir sehr wahrscheinlich durch den afrikanischen Meninigitisgürtel kommen werden gab es auch hier keine Überlegung. Die Krankheit kann in schweren Fällen tödlich enden.
TollwutDas war schon schwieriger. Erst waren wir dagegen, da wir die Wahrscheinlichkeit einer Infektion für sehr gering hielten. Eine ausführliche Beratung und weitere Information hat uns dann vom Gegenteil überzeugt: Es sind nämlich nicht nur Hundebisse (wie man meinen würde) eine der größten Infektionsquellen, sondern vor allem auch Affen und viele weitere. Die Krankheit endet bei Menschen immer tödlich.
Hepatitis Typ AKommt in tropischen und vielen Gebieten mit unzureichenden hygienischen Bedingungen relativ häufig vor. Die Krankheit endet zwar nur sehr selten tödlich, aber uns war die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung hoch genug, daher haben wir die Impfung mitgenommen.
TyphusDer Impfschutz ist uns zu gering gewesen, daher haben wir diese Impfung ausgelassen. Man spricht von ca 50-70% Impfschutz. Zudem lässt sich das Risiko einer Infektion schon durch eine gute Hygiene bei der Lebensmittelverarbeitung stark verringern.
CholeraÄhnlich wie bei Typhus. Es gibt nur etwa 85% Schutz durch die Impfung. Viel wichtiger in unseren Augen: es ist „nur“ eine schwere Magen-Darm Infektion, wo der Elektrolyt- und Wasserverlust das größte Problem darstellen. Ansonsten gilt wie immer: Cook it, peel it or forget it!
Damit kann man schon vieles verhindern oder zumindest das Risiko minimieren.
MalariaKeine Impfung möglich. Das Allerwichtigste ist hier die Prophylaxe, in dem Fall Mückenabwehr, denn durch diese wird die Malaria übertragen. Weiterhin gibt es eine Prophylaxe durch Medikamente, die wir aber ebenfalls (wahrscheinlich) nicht durchführen. Wir halten es für sinnvoller, den Körper nicht vorher und unnötig mit Antibiotika zu belasten (denn genau das sind die Prophylaxemedikamente), sondern diese erst dann einzusetzen, wenn sie benötigt werden (Stand-by-Medikation). Die Medikamente haben wir bereits, wir könnten also dennoch umschwenken.
Ansonsten werden sie als Stand-by Medikament genutzt.

Nun wisst ihr also, warum wir welche Impfung gemacht haben und welche nicht. Nochmal: das ist UNSERE Variante, ich bin kein Arzt, alles ist nach bestem Wissen und Gewissen aufgeschrieben. Dennoch wird keine Haftung für falsche oder unvollständige Informationen übernommen.

Es soll euch einen Überblick verschaffen, wie man es machen kann. Wie ihr seht, haben wir uns oft daran orientiert, wie wahrscheinlich eine Infektion ist. Wahrscheinlichkeit nach unserem Empfinden gering = keine Impfung. Wahrscheinlichkeit hoch: lieber impfen lassen.

Die Krankenkasse und die Kosten

…und bleiben Sie hartnäckig, wenn die Ihnen nichts geben wollen. Die Kosten für die Behandlung werden deutlich höher als die Impfkosten, also treten Sie denen immer wieder auf die Füße!

unsere Kinder- und „Impfärztin“

Tut das wirklich. Es lohnt sich. Viele Krankenkassen übernehmen heute die Kosten auch für „aussergewöhnliche“ (Reise-) Impfungen. Denn auch den Kassen ist daran gelegen, dass ihr gesund wiederkommt. Wenn ihr es denn wollt 😉

Und weil wir wissen, dass ihr Zahlen hören wollt: es waren für uns drei fast 1300€ an Impfkosten, die wir quasi vorstrecken mussten. Natürlich haben wir das nicht einfach so getan, sonder vor der ganzen Aktion schon mit der Krankenkasse alles besprochen. Eigentlich hatten wir mit nur ca 80% Kostenübernahme gerechnet, was für uns auch völlig okay gewesen wäre. Umso toller war es dann zu sehen, dass tatsächlich alles, sogar die Malariaprophylaxe, übernommen wurde. 

Fertig.

Ergebnis

Wie angedeutet, ist das Impfthema eins der schwierigsten in der ganzen Vorbereitung. Kosten, Arten, Reiseziele, persönliche Einstellungen & Überzeugungen, der passende Arzt, eine gute Beratung und viele Dinge mehr spielen eine Rolle.

Schaltet euren Kopf ein, denkt ein paar Tage auf den Empfehlungen herum, sprecht mit anderen reiseerfahrenen Menschen, schaut in die Seiten vom Auswärtigen Amt – es gibt viele Quellen um sich „abzusichern“ und eine eigene Meinung zu bilden. 

Für uns war wichtig, es nicht zu übertreiben und jeden noch so unwahrscheinlichen Fall von Krankheit durch irgendwelche Impfungen und Mittelchen verhindern zu wollen. Denn es gibt keine 100%ige Sicherheit, wie immer. Manches muss man eben machen, wie Gelbfieber, anderes erschien uns sinnvoll, wieder anderes einfach übertrieben. Dasselbe galt schon bei den ersten Impfungen für Romy, auch da haben wir längst nicht alles in Anspruch genommen, was heute empfohlen wird.

Wir sind der Meinung, wenn man einfach alles an Risiko ausschliessen möchte, kann man gleich bleiben wo man ist. Im gewohnten, vermeintlich sicheren Umfeld. Bis einen mal eine gewöhnliche Grippe dahinrafft. Oder ein Zeckenbiss. Oder die Straße. Oder so.

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