Der Titel verrät es: wir sind seit beinahe fünf Jahren ohne feste Wohnung unterwegs. Unser Steinhaus gibt es nicht mehr, eine Wohnung hatten wir seitdem auch nicht mehr. Neben einem ganz kurzen Ausflug zu einer Jurte leben wir seitdem ausschliesslich mobil. Erst im Laster, jetzt im Boot. Das bedeutet natürlich eine ziemliche Umstellung in vielen Bereichen des Lebens, aber eine Frage taucht doch immer wieder ganz besonders häufig auf: wie macht ihr das mit der Toilette?
Trockentrenntoiletten: die Vorteile
Für viele von euch ist der Begriff der Trenntoilette mittlerweile nichts Neues mehr. Dass man eine solche Toilettenlösung dermaßen lange nutzen und dabei nichts vermissen kann, aber vielleicht schon. Daher dachten wir uns, wir ziehen mal ein Fazit nach 5 Jahren der mobilen WC-Nutzung und erzählen euch noch dazu, warum wir uns ganz bewusst für eine Trockentrenntoilette auch auf dem Boot entschieden haben.
Über die Nutzung und die Funktion der wasserlosen Toiletten wurde hinreichend geschrieben, daher hier nur ganz kurz noch einmal zusammengefasst: Das Feste und das Flüssige werden bei diesen Toilettenarten getrennt. Das ist der Grund, warum hier keine oder nur sehr wenige Gerüche entstehen können und vor allem auch auf jeglichen Einsatz von Chemie oder Wasser verzichtet werden kann.
Die Nutzung ist völlig unspektakulär und bedarf keiner großen Anpassung oder Eingewöhnung. Das Einzige, woran man denken muss, ist die rechtzeitige Leerung des Urintanks und des Feststoffbehälters. Aber das geht nach wenigen Tagen in Fleisch und Blut über und gehört dann zur Reise (oder zum mobilen Leben) wie das Einkaufen gehen.
Der Begriff „Trenntoilette“ ist nichts Neues mehr.
Wir sind mit dieser Lösung im Laster so gut gefahren, dass uns die Nutzung eines wasserbetriebenen „normalen“ WCs manchmal schon wirklich merkwürdig vorkommt. Es gibt neben der Einsparung von wichtigem Wasser nämlich noch weitere Vorteile, welche die Trockentrenntoilette für den mobilen Einsatz geradezu prädestinieren: Keine Verwendung von Chemie, deshalb auch keine Entsorgungsproblematik. Kein Einbau eines Schwarzwassertanks nötig. Fast beliebige Einbaumöglichkeiten und damit individuelle Anpassung an das Ausbaukonzept möglich, da im Prinzip nur der Trenneinsatz benötigt wird. Die Entsorgung ist fast überall problemlos möglich, denn die „Feststoffe“ können entweder kompostiert oder im Restmüll entsorgt werden. Das Flüssige ist noch einfacher, da es eben auch keine Chemie enthält.
Die alte Toilette. Bitte entschuldigt die schlechte Qualität!
Seewassertoiletten und ihre Probleme
Ihr seht, die Vorteile liegen auf der Hand. Deswegen war beim Umstieg aufs Boot von vornherein schon die Überlegung da, auch hier auf eine Trockentrenntoilette zu setzen. Um das aber noch etwas genauer zu erklären, wollen wir euch zunächst noch erzählen, wie so eine Toilette im Boot normalerweise funktioniert:
Wenn man eine Bootstoilette sieht, sieht sie bis auf ein paar dicke Schläuche erstmal gar nicht so anders aus, als andere Toiletten. Aber genau diese Schläuche haben es in sich. Denn die Spülung und Entleerung der Toilette geschieht zunächst über Seewasser, welches in die Schüssel gepumpt werden muss. Der Inhalt wird sodann über einen weiteren Borddurchlass normalerweise einfach nach aussen befördert. Normalerweise deshalb, weil heute viele Boote Schwarzwassertanks installiert haben (müssen), da die Entsorgung der Fäkalien im Hafen oder an Badebuchten natürlich nicht besonders lecker ist. Jedenfalls sind im Spül- und Entsorgungsprozess einer normalen Bootstoilette zwei Pumpvorgänge beteiligt: das Anpumpen von Seewasser zum Spülen und das Abpumpen des Inhalts nach aussen.
Und genau diese Pumpvorgänge samt zugehöriger Technik mit Ventilen, Handpumpe und Schläuchen sind der empfindliche Teil an diesen WCs. Immer wieder gibt es hier Fehlbedienungen (es müssen dabei Hebel umgelegt werden, je nachdem ob Wasser gepumpt oder nach aussen befördert werden soll). Diese Fehler können dann zumindest das Bad mit Toiletteninhalt fluten. Wenn man Pech hat, auch das halbe Boot. Aber auch ganz einfache Verschleisserscheinungen an den Dichtungen und Pumpengehäusen sind immer wiederkehrende Ärgernisse. Ihr merkt es vielleicht, besonders angenehm sind diese Dinger nicht im täglichen Gebrauch.
Auch bei uns befand sich ein solches normales Klo an Bord und war von Anbeginn, obwohl vor nicht allzu langer Zeit erneuert, undicht beim Ansaugen des Seewassers. Allein deshalb musste eben auch hier etwas unternommen werden.
Uns ist klar dass es noch weitere Alternativen gibt, angefangen bei den bekannten Verbrennertoiletten bis hin zur elektrisch betriebenen Saug-Pump-Toilette. Doch zum Einen bedeutet das wieder den Einsatz von Geld und Technik und zum Anderen wäre es wieder ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Ganz abgesehen vom zusätzlichen Installationsaufwand.
Die Trockentrenntoilette an ihrem provisorischen Platz
Bei der Trenntoilette wissen wir wenigstens, worauf wir uns einlassen und deshalb haben wir uns auch an Bord dafür entschieden. Da es diesmal etwas schneller gehen sollte und wir (noch) keine Lust hatten, im Bad viel mit Epoxyd neu zu laminieren und zu gestalten, haben wir uns für einen fertigen Bausatz von der Firma Trobolo entschieden. Auch in der Jurte, welche wir vor zwei Jahren gebaut hatten, haben wir schon eine Trockentrenntoilette vom gleichen Hersteller gewählt.
Der Versand nach Spanien ging fix, die Verarbeitung ist sehr gut, die Montage einfach und nach zusätzlicher Behandlung mit Klarlack ist das Klo schnell auch für das Boot einsatzbereit. Wie auch beim LKW haben wir bislang auf den Einsatz eines Lüfters verzichtet und brauchen ihn auch nicht. Ausser bei wirklich sehr hohen Aussentemperaturen ist von dem Inhalt der Toilette absolut nichts zu riechen. Die Toilette passt zwar in unser Bad gut rein uns die Möglichkeit, sie verschieben zu können ist im Moment auch sehr nützlich, trotzdem kommt hier ein kleines „Aber“ zu unserer Lösung:
Bootstoilette im Hafen nutzen? Nicht immer so einfach!
Trockentrenntoilette im Boot: Nachteile
Es gibt zwei Nachteile für uns. Der Urintank ist für uns bei dem gewählten Modell „TerraBloem“ zu klein. Spätestens alle drei Tage muss geleert werden, das ist zu oft und kennen wir aus dem LKW anders. Auch der Eimer für die Feststoffe ist deutlich zu klein, hier kommen wir etwa 5 Tage aus. Das ist okay, aber eben für uns nicht optimal, denn unser Baby geht zwar noch nicht mit auf die Toilette, aber lange dauert das auch nicht mehr.
Der zweite Nachteil ist einfach die durch den Bausatz bedingte Form der Toilette. Im Boot wollen wir die Trockentrenntoilette langfristig wieder an den Ort der alten Schüssel bauen. Das geht natürlich nur mit einem Eigenbau, daher hätte uns eigentlich ein Trenneinsatz gereicht. Aber wie gesagt, es musste schnell gehen, daher die Komplettlösung.
Bis auf diese beiden Nachteile ist für uns die Trockentrenntoilette im Boot aber genauso optimal wie im LKW. Kein Entsorgungsproblem, kein Problem mit Naturschutzgebieten und vorgeschriebenen Fäkalientanks, keine Fehlbedienungen und damit auch Sicherheitsrisiken (es gibt schliesslich zwei Borddurchlässe weniger, die kaputt gehen können)…dies sind nur einige der Vorteile. Übrigens: falls dich interessiert, wie die Nutzung einer Trockentrenntoilette mit Kindern funktioniert, können wir dir diesen Beitrag sehr empfehlen.
Fazit:
In der praktischen, täglichen Nutzung gibt es jedenfalls keinerlei Schwierigkeiten und je nachdem wo auf dem Wasser man sich befindet, ist ja genauso eine Entsorgung über Bord möglich, wie mit den klassischen Seewassertoiletten auf Booten sonst auch. Also: einfach probieren 🙂
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Und wenn du jetzt noch Fragen oder Anregungen zu dem Thema hast, schreib es gerne in die Kommentare.
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Sehr schön be/geschrieben, machen wir (wie viele andere auch) im WoMo auch so und vor allem…ohne Chemie
Danke Udo! Ohne Chemie ist wirklich ein riesiger Vorteil. Und trotzdem sieht man doch noch einige Wohnmobilisten, die trotz aller Vorteile auf die bekannten Chemie-WCs setzen…ich versteh’s nicht.
Viele Grüße von den Rumpels!