Angekommen in der Weltreise?

Es ist immer dasselbe. Jeder der eine Langzeitreise plant, weiss es von anderen vorher, will es aber nicht wahrhaben oder meint „bei mir wird das anders“. Die Zeit die man braucht, um endgültig in der Reise anzukommen.

Zeitmanagement

Fast alle machen den klassischen Fehler, anfangs viel zu schnell unterwegs zu sein und zu viel auf einmal zu wollen. Ist ja auch kein Wunder: am Anfang funktioniert ja auch noch alles einwandfrei. Man ist Zeit- und alltagslos unterwegs, hat hunderte Optionen jeden Tag. Tagesziel? Egal. Aufenthaltsdauer? Egal. Wetter? Kann man sich fast aussuchen. Das Erlebnis Weltreise zählt und es passiert jeden Tag so viel dass man es kaum aufnehmen kann.

Dieser Zustand ist keineswegs so schlimm wie es sich vielleicht anhört. Jeder hat unterschiedliche Bedürfnisse, unterschiedlich schnelle Verarbeitungszeiten was neue Eindrücke betrifft und das ist auch gut so. Dem Einen reichen 2 Wochen in einem Land, der Nächste braucht 6 Monate. Auch dies kann von Land zu Land sehr unterschiedlich sein. So haben wir in Mauretanien nur zweimal ca. eine Woche verbracht, weil es einfach sehr trocken und kahl ist. Dennoch ist dieses Land sicherlich auch eine Reise über vier Wochen und mehr wert.

Westlicher Einfluss

Einer der Gründe dafür ist sicherlich die Prägung durch das Heimatland Deutschland. Immer weniger Zeit im Alltag für immer mehr Alternativen. Kino, Urlaubsreisen, Kindererziehung, Fernsehprogramm…die Liste ist endlos. Nur die verfügbare Zeit wird immer weniger und deshalb versucht man immer mehr Aktivitäten in immer weniger Zeit zu packen. Deshalb kommt es auch am Beginn einer Langzeitreise zu genau diesem Phänomen.

Verluste

Richtig angekommen im Reisealltag sind wir erst, als wir durch technische Probleme eingebremst wurden. Und auch das ist gut so. Denn eine Entschleunigung ist ja eigentlich auch teilweise ein Grund zu der Reise gewesen.

Angefangen hat es mit den Ausfällen zweier Telefone, gefolgt von einem Tablet. Soweit noch kein Problem. Weiter ging es mit dem Abriss einer Staukiste auf dem Weg in den Senegal. Auch nicht schlimm, gehört eben dazu. Hat aber auch 2 Tage Reparatur und Anpassungsarbeiten bedeutet.

Ausfallbilanz

Spannender wurde es da schon, als wir versucht haben, auf dem Rückweg in Marokko neue Schläuche für unsere Reifen zu finden. Denn mittlerweile hatten wir drei Reifenschäden, sprich defekte Schläuche. In Agadir gab es nach mehreren Versuchen und Tagen der Suche ein einziges Geschäft wo wir welche auftreiben konnten.

Erg Chebbi

Richtig interessant und entschleunigend wurde es, als wir auf unserem Weg über den hohen Atlas einen Defekt an der Vorförderpumpe und gleichzeitig undichte Dieselleitungen hatten. Es hat zweieinhalb Tage gedauert, diesen Defekt zu finden und notdürftig zu beheben. Und gefühlte zwei Monate hat es gedauert, bis wir dieses Provisorium endgültig und vernünftig beheben konnten.

Eine neue Dieselleitung haben wir in Marrakech bekommen (wenn auch von der Art her anders als wir wollten. Dies sollte sich später noch als zusätzlich kompliziert herausstellen.) Die Vorförderpumpe war nur in Deutschland einigermaßen leicht zu bekommen und wurde uns nach Spanien geschickt. Ach ja, auch unsere Kipphydraulik für das Fahrerhaus ist defekt. Auch hier ließen wir uns eine neue Pumpe als einfachsten Reparaturversuch nach Spanien schicken.

Fehlersuche

Insgesamt waren wir die letzte Zeit also viel mit reparieren, organisieren, bezahlen und besorgen beschäftigt. Aber auch Kennenlernen von neuen Reisefreunden (um nicht alleine mit provisorisch funktionierendem Auto lange Strecken fahren zu müssen) und zwischendurch entspannen am Strand waren natürlich angesagt.

Wartungsarbeiten

Das allein hat schon einiges an Aufwand bedeutet, doch genug war es damit nicht. In Marrakech hat dann noch unser Dieselherd aufgegeben und wollte gewartet werden, kurze Zeit später in Spanien war es dann die Heizung, die dasselbe Prozedere einforderte.

Momente wie diese sind es, die manchmal nerven, vor allem aber zusammenschweissen, Geduld erfordern, geduldig machen. Die Erkenntnis geben: auch das bedeutet Langzeitreisen. Es ist definitiv kein Urlaub.

Das Erlebnis Langzeitreise hat endgültig begonnen.

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